„Vom Tower aus konnte ich den gesamten Flughafen Marseille überblicken“
Sebastian
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Frankreich
Schüler

Freizeit, Schule und Berufsleben in Frankreich – all das lernte Sebastian, Schüler an der Anton-Fugger-Realschule Babenhausen, bei seinem Praktikums- und Schüleraustausch kennen. Diesen organisierte seine Schule gemeinsam mit der Staatlichen Realschule Krumbach. Ein Highlight: das Praktikum als Fluglotse im Flugkontrollzentrum Aix-en-Provence.

Was hat dich motiviert, an dem Frankreich-Austausch deiner Realschule teilzunehmen? 

Ich wollte vor allem mein Französisch verbessern. Die Sprache lerne ich jetzt im dritten Jahr, ich war aber vorher noch nie in Frankreich. Beim Austausch habe ich sieben Tage lang fast ausschließlich Französisch gehört und gesprochen. Nur ab und zu bin ich auf Englisch ausgewichen, wenn ich Worte nicht wusste. Ich merke, dass meine Französischkenntnisse durch den Austausch besser geworden sind – vor allem meine Aussprache.

Außerdem war der Frankreich-Austausch eine gute Möglichkeit, neue Freunde zu finden, wie zum Beispiel meinen Austauschpartner Quentin. Wir haben uns sehr gut verstanden und sind weiterhin über Snapchat in Kontakt. Im Sommer kommen er und seine Eltern wahrscheinlich zu einem Campingausflug nach Deutschland und besuchen mich, damit sie meine ganze Familie kennenlernen.

Wie hast du dich auf deinen Aufenthalt vorbereitet?

Hauptsächlich im Unterricht. Hier haben wir zum Beispiel in einem mebis-Selbstlernkurs ein Vorstellungsvideo für unsere französischen Austauschpartner erstellt. Außerdem hat meine Mama mir ein Buch zur Vorbereitung gekauft. Es enthält nützliche Redewendungen und Tipps speziell für den Frankreich-Austausch.

Was war dein Highlight in Frankreich? 

Besonders spannend fand ich, eine Schule in Frankreich zu besuchen und die Unterschiede zu unserer Realschule zu sehen. Es war doch einiges anders. Die Schule geht in Frankreich zum Beispiel bis 16 Uhr, nicht bis 13 Uhr wie bei uns. Das ist ganz schön lang. Außerdem war das Gebäude überall von Zäunen umgeben, fast ein bisschen wie im Gefängnis. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Schüler in Frankreich zu den Lehrern kommen. Für jedes Fach gibt es einen anderen Klassenraum, in den die Schüler wechseln müssen. Also genau andersherum als bei uns.

„In Frankreich müssen die Schüler zum Lehrer kommen – genau andersherum als bei uns“

Wie sah euer Programm während der Woche aus?

Es war ein Mix aus Schulunterricht, Praktikum und Freizeitaktivitäten. Einmal waren zum Beispiel viele Schüler in der Freizeit gemeinsam auf Île d'If, einer Insel vor Marseille. Dort besichtigten wir die Festung, auf der auch Teile des Films „Der Graf von Monte Christo“ gedreht wurden, liefen bis ans Ende der Insel und aßen in einem Fischrestaurant zu Mittag. 

Die meiste Zeit verbrachte ich aber mit meiner Gastfamilie. Wir waren zum Beispiel in einem Escape-Room. Das war echt cool, weil ich das vorher noch nie gemacht hatte. Anschließend besuchten wir Oma und Opa meines Austauschpartners und aßen selbst gemachte Crêpes. Die waren echt lecker. Vom Opa habe ich einen Haifischzahn als Andenken bekommen. Außerdem spielte ich häufig Dart mit meinem Austauschpartner und seinem Vater. Das mache ich auch daheim gerne, bisher hatte ich aber nur eine elektronische Dartscheibe, keine echte wie in Frankreich. Inzwischen habe ich auch eine echte bekommen.

Wo hast du dein Praktikum gemacht? 

Im Flugkontrollzentrum in Aix-en-Provence. Dort koordinieren Fluglotsen den gesamten Flugverkehr rund um den Flughafen Marseille. Mein Gastpapa arbeitet dort und hat das Praktikum für meinen Austauschpartner und mich organisiert.

Wir konnten dort die Flugrouten der einzelnen Flugzeuge am Computer nachverfolgen und uns die Flugzeugtypen genauer anschauen. An einem Tag haben wir im Simulator trainiert, wie man im Echtfall die Flughöhe reguliert und Befehle sendet, wenn Piloten diese ändern sollen. Ein Highlight war der Besuch des Towers im Flughafen Marseille. Von dort aus konnte ich den gesamten Flughafen überblicken. Es ist der drittgrößte Frankreichs.

Was hat dich beim Praktikum überrascht?

Ich dachte vorher, es wird alles vom Flughafen Marseille aus kontrolliert, aber das Flugkontrollzentrum steht separat in einigen Kilometern Entfernung. Überrascht hat mich auch, dass man sich als Fluglotse wirklich 100-prozentig auf seine Arbeit konzentrieren muss. Da kannst du nicht halbherzig bei der Sache sein oder mal kurz auf dein Handy schauen.

„Als Fluglotse kannst du nicht mal kurz auf dein Handy schauen“

Könntest du dir vorstellen, später etwas in dieser Richtung zu machen?

Es ist jetzt nicht mein Traumberuf, aber es war spannend, mal hineinzuschnuppern. Die Chance bekommt man sonst nicht.

Als Quentin vorher in Deutschland bei mir zu Gast war, haben wir auf seinen Wunsch ein Praktikum in der Großtierarztklinik in Babenhausen beim Anästhesisten gemacht. Dort erlebten wir die Geburt eines Rindes mit. Sowas sieht man auch nicht jeden Tag.

Welchen Tipp hast du für andere, die einen Austausch machen möchten?

Zögere nicht lange und mach mit! So eine Gelegenheit bekommst du vielleicht nur einmal im Leben. Und wenn deine Schule einen Austausch organisiert, ist er auch günstig, denn es gibt ja Zuschüsse.