Austausch für alle
TROGEN (SCHWEIZ). Junge Menschen stärken und für Erfahrungen im Ausland motivieren: Das ist das Ziel einer aktuell stattfindenden internationalen Jugendbegegnung für rund 50 bayerische Mittelschülerinnen und -schüler im Pestalozzi-Kinderdorf im schweizerischen Trogen. Die jungen Menschen aus Bayern treffen dort auf Jugendliche aus der Moldawien, Mazedonien, Polen und Serbien. Die Betreuerinnen und Betreuer des Kinderdorfs diskutieren mit ihnen aktuelle Themen wie Zivilcourage oder Kinderrechte und begleiten weitere kreative und sportliche Aktivitäten.
Heute haben die bayerische Europaministerin Melanie Huml, die zugleich Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Jugendaustausch Bayern ist, und Vertreterinnen und Vertreter des Bayerischen Jugendrings (BJR) dem Projekt in Trogen einen Besuch abgestattet. Auf einen Rundgang durch das Kinderdorf folgten Gespräche mit den Schülerinnen und Schüler, den Mitarbeitenden und den Projektverantwortlichen. Anschließend wurde die Ministerin von den Jugendlichen im Rahmen eines Radioworkshops interviewt.
„Hier entstehen Freundschaften weit über alle Grenzen hinaus!“
Huml zeigte sich vom Programm begeistert: „Mit der Förderung des Mittelschulprojekts im Kinderdorf Pestalozzi kommen wir unserem Ziel einen Schritt näher, Jugendaustausche auch für Kinder und Jugendliche zu ermöglichen, die bisher kaum daran teilgenommen haben. Dafür bedarf es innovativer Ideen und Projekte, die die Bedürfnisse der jungen Menschen stärker in den Fokus nehmen. Es ist toll mitzuerleben, wie das „Wir“-Gefühl unter den Jugendlichen gestärkt wird. So entsteht ein umfassendes Verständnis für andere Kulturen, Sicht- und Lebensweisen. Das Beste ist aber: Hier entstehen Freundschaften weit über alle Grenzen hinaus!“
BJR-Präsident Matthias Fack unterstrich die starke Nachfrage, die bayerische Mittelschulen an internationalen Jugendbegegnungen zeigten. So habe der BJR seit den ersten Begegnungen vor sechs Jahren den Kreis der Teilnehmenden von drei auf sieben Klassen jährlich erweitern können, sodass jeder der sieben bayerischen Regierungsbezirke berücksichtigt werden könne.
Fack weiter: „Internationaler Austausch ist kein Privileg von Gymnasien. Freundschaftliche Begegnungen über nationale Grenzen hinweg fördern die persönliche Entwicklung und weiten den Horizont der Teilnehmenden. Der Bayerische Jugendring setzt sich deshalb dafür ein, dass mehr junge Menschen die Möglichkeit haben, diese Erfahrung innerhalb oder außerhalb der Schule zu machen. Damit noch mehr Mittelschulen, Realschulen, Förderschulen und Berufsschulen in Bayern einen internationalen Austausch organisieren können, bietet das neue Förderprogramm Schüleraustausch des BJR, gefördert von der Stiftung Jugendaustausch Bayern, eine großzügige und unkomplizierte Unterstützung.“
„Die Jugendlichen erfahren einen neuen Umgang mit dem Medium Sprache.“
Damian Zimmermann, Programmleiter und Mitglied der Geschäftsleitung des Kinderdorfs Pestalozzi, begleitet das Projekt von Beginn an. Neben der Stärkung persönlicher Kompetenzen erlebten die Jugendlichen einen neuen Umgang mit Sprache: „Wegen der unterschiedlichen Herkunft der Teilnehmenden tritt Sprache zur Verständigung weitgehend in den Hintergrund. Verständigung erfolgt eher durch nonverbale Elemente wie Bewegung oder körperlichen Ausdruck. Den Jugendlichen wird klar, dass Kommunikation auch unabhängig von Sprachkompetenzen stattfinden kann. Sie werden dadurch mutiger und kreativer im Umgang miteinander, und das stärkt ihr Selbstvertrauen.“
Seit 2016 führt der BJR das Mittelschulprojekt in Kooperation mit dem Bayerischen Kultusministerium durch, zunächst mit den bayerischen Jugendbildungsstätten, seit 2018 mit dem Kinderdorf Pestalozzi in Trogen als Partner. Schon lange war der Wunsch von Mittelschulen, stärker als bisher an internationalem Schulaustausch teilnehmen zu können, erfasst worden. Doch eine geeignete Finanzierung musste erst gefunden werden. Seit 2022 kann das Projekt dank der Stiftung Jugendaustausch Bayern im Umfang von sieben Mittelschulklassen pro Jahr gefördert werden.