Junge Israelis „erfahren“ Würzburg
Magdalena aus Würzburg und Orian aus Ramat Hadassah in der Nähe von Haifa haben eine gemeinsame Leidenschaft: das Fahrradfahren. Beide nehmen in ihrer Heimat an einer Fahrrad-AG teil und sind tourenerprobt. Diese konnten sie Ende Juli beim „Bilateralen Jugend-Fahrradaustausch“ in Würzburg ausleben. Sieben Jugendliche aus Israel und acht Jugendliche aus Deutschland nahmen daran teil.
Bei der einwöchigen Begegnung machten die Schüler aus beiden Nationen gemeinsam verschiedene Touren durch Unterfranken auf dem Mountainbike und lernten dabei Geschichte und Gegenwart Deutschlands kennen. Für die 14- bis 17-Jährigen standen außerdem der Besuch des Jüdischen Gemeindezentrum Shalom Europa, ein Gespräch mit Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sowie weitere sportliche Aktivitäten wie ein Hockeyturnier und Klettern auf dem Programm. Zu Beginn der Begegnung begrüßten sie Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg sowie Dr. Josef Schuster im Rathaus Würzburg offiziell.
Die gemeinsame Leidenschaft steht bei allen Begegnungsprojekten im Mittelpunkt
Die Idee für den Fahrrad-Austausch hatte Pava Raibstein, Geschäftsführerin des Kinder- und Jugend-Aliyah-Vereins. Sie sagt: „Bei allen unseren Begegnungsprojekten steht eine gemeinsame Leidenschaft im Mittelpunkt. In Deutschland ist Fahrradfahren schon lange ein beliebtes Hobby, in Israel entstanden Fahrrad-AGs in verschiedenen Jugenddörfern vor allem in der Corona-Zeit. Die Idee, ein Land mit dem Fahrrad zu erkunden, fand ich sehr originell.“
Bei der Organisation half ihr das Netzwerk Schoolbikers, das das Thema Radfahren an weiterführenden Schulen bringen möchte. Das Geld kam von der Stiftung Jugendaustausch Bayern, die die Begegnung im Rahmen des Programms „75 Jahre Staatsgründung Israel“ finanzierte. Mit dem Programm unterstützt die Stiftung bayerisch-israelische Jugendbegegnungen gemeinsam mit dem Bayerischen Jugendring und dem israelischen Generalkonsulat.
Eine der ersten Jugendgruppen, die Israel verlassen durfte
Ursprünglich sollten die israelischen Jugendlichen am 8. Oktober 2023 nach Würzburg kommen. Doch nach dem brutalen Überfall der radikal-islamistische Terrororganisation Hamas war lange Zeit nicht mehr an einen Jugendaustausch zu denken. Israelische Gruppen durften, mit Ausnahme der USA und Kanada, ohnehin nicht ins Ausland reisen. Erst ein dreiviertel Jahr später, genehmigte das israelische Erziehungsministerium die Reise unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Dazu gehörte die Unterbringung der israelischen Jugendlichen in der Jüdischen Gemeinde Würzburg statt in Gastfamilien sowie die ständige Begleitung der Gruppe durch einen Personenschützer. „Die Jugendgruppe aus Ramat Hadassah war eine der ersten, die Israel verlassen durfte“, sagt Pava Raibstein. Ob und wann der geplante Gegenbesuch der deutschen Schüler in Israel stattfinden kann, ist derzeit noch unklar.
Klar ist jedoch: Nach der gemeinsamen Wochen haben die bayerischen und israelischen Jugendlichen nicht nur ihre Waden trainiert. Sie haben auch viele einmalige Erfahrungen gesammelt, eine andere Kultur kennengelernt und über das gemeinsame Hobby auch die ein oder andere neue Freundschaft geknüpft.