Samaa war mit dem Jugendtreff 052 im Röthelheimpark in Erlangen vier Tage lang in Bozen in Italien. Hier besuchten sie und die sieben anderen Jugendlichen zwei italienischen Jugendtreffs. Der Jugendaustausch in Südtirol war für alle Teilnehmenden die erste Reise nach Italien. Was Samaa besonders gefallen hat und warum die Finanzierung der Reise entscheidend war, erzählt sie hier.
Was hat dich motiviert, mit nach Bozen zu fahren?
Ich war vorher noch nie in Italien. Meine Familie fliegt jedes Jahr in den Sommerferien in die Heimat in den Libanon. Dafür sparen wir das ganze Jahr. Da bleibt nicht viel Geld übrig für andere Urlaube. Außerdem kannte ich viele der Leute, die mitgefahren sind. Meine drei Geschwister (Nour, 20, Karim, 18 und Tarek, 16) und eine Freundin aus dem Jugendtreff waren dabei. Zudem mag ich die Leute, die im Jugendtreff arbeiten. Daher dachte ich mir: Fahr doch mit, du hast ja nichts zu verlieren!
Bist du öfter im Jugendtreff 052 in Erlangen?
Seit ich auf die Uni gehe, fehlt mir leider meistens die Zeit. Früher war ich jeden zweiten Tag im Jugendtreff, jetzt schaffe ich es nur noch etwa zweimal im Monat. Meine Geschwister gehen aber öfter hin, zum Kochen, Backen, Spiele spielen oder einfach zum Quatschen.
Was habt ihr bei eurer Jugendbegegnung in Bozen gemacht?
Wir haben unter anderem eine Stadtführung gemacht, bei der wir viel über die Verbindung der Partnerstädte Erlangen und Bozen gelernt haben. Sie beruht auf dem Bozener Josef Mayr-Nusser. Er verweigerte nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Italien den Führereid und wurde dafür zum Tode verurteilt. Er starb 1945 in Erlagen auf dem Weg ins Konzentrationslager in Dachau. Mit der Partnerschaft setzen die beiden Städte ein Zeichen gegen jegliche Verherrlichung und Anwendung von Macht.
Außerdem haben wir zwei Jugendtreffs in Bozen besucht – den Jugendtreff Fly und den Jugendtreff Papperlapapp – und uns mit ihnen zu Aktivitäten und Herausforderungen ausgetauscht. Letzterer wird nächstes Jahr nach Erlangen zum Gegenbesuch zu uns kommen. Während der Reise war unsere Gruppe jeden Abend in Restaurants essen, die wir vorher gemeinsam ausgesucht hatten. Einmal wollten wir schicker essen gehen. Wir Mädels hatten ein bisschen Sorge, dass sich die Jungs nicht benehmen oder in Jogginghose auftauchen. (lacht) Aber das ist beides nicht passiert.
Ich dachte mir: Fahr doch mit, du hast ja nichts zu verlieren!
Was war das Highlight deiner Reise?
Am dritten Tag sind wir morgens mit der Seilbahn auf den Berg Ritten gefahren. Dort oben war die Luft so frisch, der Himmel war strahlend blau, es war ruhig und rundherum waren Berge. Das hat mir richtig gut gefallen. Besonders witzig war, als plötzlich Lamas auf uns zukamen.
Wie hat es dir insgesamt in Bozen gefallen?
Es war richtig schön. Bozen ist auf jeden Fall eine Stadt, in die ich nochmal fahren würde. Der Jugendaustausch war aber auch cool, weil wir aus dem Treff 052 uns fast alle vorher kannten. Wir hatten super viel Spaß und sind enger zusammengewachsen. Falls der Jugendtreff nochmal so eine Reise planen würde, käme ich auf jeden Fall mit, wenn ich dürfte.
Was hat dich überrascht?
Es hat mich total überrascht, wie gut in Südtirol Deutsch gesprochen wird. Ich hatte mir vor der Reise eine Italienisch-App heruntergeladen, aber die habe ich gar nicht gebraucht. Die Menschen dort wachsen ja zweisprachig mit Italienisch und Deutsch auf. So konnten wir uns gut mit den Jugendlichen und Mitarbeitenden in den Jugendtreffs unterhalten, aber uns auch auf dem Markt, beim Einkaufen und in allen Restaurants problemlos verständigen. Teilweise waren sogar die Speisekarten Deutsch.
Außerdem war die Pasta in Italien geschmacklich auf einem ganz anderen Level als in Deutschland.
Die Pasta in Italien war geschmacklich auf einem ganz anderen Level als in Deutschland.
Hast du vorher schon mal an einem Jugendaustausch teilgenommen?
Nein, ich wusste gar nicht, dass es das gibt. Unser Jugendtreff hat so eine Reise vorher auch noch nie angeboten. Bislang haben wir nur Tagestrips in der Region gemacht. Der Wunsch, mal länger wegzufahren, kam von uns Jugendlichen. Daraufhin haben die Mitarbeitenden im Jugendtreff sich schlau gemacht und das Ganze organisiert.
Ein großes Thema waren die Kosten der Reise. Die Mitarbeitenden im italienischen Jugendtreff Papperlapapp haben uns erzählt, dass sie mit 30 Jugendlichen eine Woche lang in Schweden waren. Die Jugendlichen mussten das komplett selbst zahlen – das waren 600 Euro pro Person. Das könnte sich in unserem Jugendtreff niemand leisten. Ohne die Finanzierung durch die Stiftung wäre die ganze Jugendbegegnung nicht zustande gekommen. Für mich war es schön, ein neues Land in Europa zu sehen. Die Chance hätte ich sonst nicht gehabt.
Wie viel habt ihr gezahlt?
Bei uns hat jeder Jugendliche 40 Euro selbst gezahlt. Durch die Förderung war damit alles komplett abgedeckt – die Hin- und Rückfahrt mit dem Zug, die Übernachtungen in Mehrbettzimmern in der Jugendherberge mit Frühstück, die Ausflüge, sogar das abendliche gemeinsame Essen in den Restaurants. Nur wenn wir mal alleine unterwegs waren und in kleinen Gruppen Mittag gegessen, Kaffee getrunken oder Souvenirs gekauft haben, haben wir das extra gezahlt.