Bei einem dreiwöchigen Schulaustausch zwischen der Realschule Murnau und der Atwima Takyman J. H. School konnten Ruby (auf dem Foto hinten rechts), Lilli und Lina (vorne rechts) gemeinsam in das ghanaische Leben eintauchen. Wie aus anfänglichen Bedenken und großer Aufregung eine unvergessliche Zeit mit engen Freundschaften wurde, schildern sie im Interview.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, an diesem Austausch teilzunehmen? Was hat euch motiviert?
Lilli: Ich liebe es zu reisen und neue Kulturen kennenzulernen. Deshalb habe ich mich für den Ghana-Austausch beworben. Ehrlich gesagt habe ich nicht erwartet, ausgewählt zu werden.
Ruby: Nachdem ich mich näher über den Austausch informiert hatte, bekam ich richtig Lust, mitzufahren. Ich habe mich dann gemeinsam mit einer Freundin angemeldet.
Wie habt ihr euch vor der Reise gefühlt? Hattet ihr Bedenken oder wart ihr aufgeregt?
Lilli: Ich hatte anfangs Angst vor Krankheiten wie Malaria. Aber meine reiselustigen Freunde, die schon in Ghana waren, haben mich beruhigt. Die letzten Tage vor der Reise war ich dann schon sehr aufgeregt.
Ruby: Ich war vor allem aufgeregt wegen des Fluges. Ich bin das letzte Mal mit vier oder fünf Jahren geflogen, also konnte ich mich nicht mehr daran erinnern.
Könnt ihr kurz zusammenfassen, was ihr in den 19 Tagen erlebt habt? Was waren eure Highlights?
Lilli: Die ersten Tage verbrachten wir in einem Hotel. Danach ging es endlich nach Atwima in die Schule und nach Ankobra Beach. Für mich war das persönlich die beste Zeit.
Lina: Mein Highlight waren die Buddys (Erklärung: Bezeichnung für die ghanaischen Austauschschüler) und der Regenwald-Besuch am Ankobra Beach.
Ruby: Die ganze Woche mit den Buddys war sehr besonders. Der Abschied von ihnen war unglaublich traurig.
Ich war vor allem aufgeregt wegen des Fluges.
Wie sah die Zeit in der Schule aus?
Lilli: Vormittags haben wir am Unterricht teilgenommen. Die Pausen haben wir getrennt verbracht, damit wir in Ruhe essen konnten. Nachmittags haben wir viele Aktivitäten zusammen unternommen. Wir besuchten zum Beispiel ein Museum für traditionelle Stoffherstellung.
Ruby: Lilli und ich waren in einer Klasse. Am ersten Tag empfingen uns unsere Mitschüler mit einem Tanz. Später nahmen wir selbst an einer Stunde traditionellem Tanzunterricht teil. Ich denke, wir haben uns ganz gut geschlagen. (lacht)
Welche Unterschiede sind euch im Schulalltag zwischen Bayern und Ghana aufgefallen?
Lilli: Es gab sehr viele Unterschiede − angefangen bei der Ausstattung der Klassen bis hin zu den Fächern. Es gab in Ghana zum Beispiel das Fach „Communication techniques", in dem man lernt, wie man eine Konversation richtig führt. Sowas gibt es bei uns nicht.
Standet ihr während der Reise vor Herausforderungen?
Ruby: Ich habe nicht erwartet, dass die Menschen in Ghana einen britischen Akzent haben. Am Anfang konnte ich meinen Austauschpartner fast nicht verstehen.
Lina: Da ging es mir wie Ruby. Obwohl ich gut Englisch kann, war die englische Sprache mit britischem Akzent für mich am Anfang schwierig. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran.
Habt ihr euch mit euren Sprachkenntnissen gut vorbereitet gefühlt?
Lilli: Vorher dachte ich, es wird einfach, weil es Englisch ist. Aber vor Ort fühlte es sich an, als hätte ich nie Englisch gelernt. Man konnte nicht einfach sein Handy zücken, und schnell googeln. Gestik, Mimik und meine Mitschüler halfen aber, wenn Wörter fehlten.
Obwohl ich gut Englisch kann, war die englische Sprache mit britischem Akzent für mich am Anfang schwierig.
Was hat euch der Austausch insgesamt gebracht? Wie habt ihr euch verändert?
Lilli: Ich bin offener geworden und habe gesehen, dass es nicht wichtig ist, was man trägt. Die bunte Kleidung in Ghana hat mich beeindruckt. In Deutschland tragen die Menschen meistens nur schwarz oder weiß.
Lina: Ich habe gelernt, auch alleine Dinge zu unternehmen und nicht auf andere zu warten, wenn sich eine spannende Möglichkeit wie ein Austausch ergibt.
Ruby: Mir ist jetzt egal, was andere über mich denken. Vorher habe ich viel darüber nachgedacht, was ich anziehe, aber in Ghana war das nicht wichtig.
Ihr habt bereits den traurigen Abschied von euren Buddys erwähnt. Habt ihr noch Kontakt? Und ist ein Gegenaustausch geplant?
Lilli: Wir haben noch viel Kontakt über WhatsApp oder SMS.
Lina: Ein Gegenaustausch ist geplant, aber es gibt Probleme mit den Visa.
Ruby: Ich habe von unseren Buddys Richmond und Harriet die Nachricht erhalten: „Wahrscheinlich werden wir uns wiedersehen!“ Die Chancen stehen also gut.
Was würdet ihr einem Freund oder einer Freundin raten, die ebenfalls plant, an einem Austausch teilzunehmen?
Lina: Es ist hilfreich mit jemandem zu reden, der schon Austausch-Erfahrungen hat. Und sich vorher über das Land zu informieren.
Ruby: Ich würde sagen: Mach das unbedingt, wenn sich die Gelegenheit bietet! Alle Bedenken verschwinden, sobald man in seinem Zielland angekommen ist.