Die Schülerinnen Mareike und Lilja bei ihrem Schüleraustausch in Kanada.
„Wir vergaßen den Schulstress und lebten einfach im Moment“
Lilja | Mareike
17 | 18
Kanada
Schülerinnen

Bei ihrem ersten Schüleraustausch erlebten Lilja (17) und Mareike (18) von der FOS/BOS Neuburg an der Donau zwölf unvergessliche Tage in Chilliwack in Kanada. Dabei sahen sie magische Sonnenuntergänge und knüpften neue Freundschaften, entdeckten aber auch ihre eigene Heimat mit neuen Augen. Im Interview erzählen die beiden, wie der Austausch sie verändert hat und warum sie am liebsten sofort wieder losfahren würden. 

Wie habt ihr euch auf euren ersten Schüleraustausch vorbereitet?

Lilja: Wir haben uns einmal pro Woche mit den anderen Teilnehmenden des Kanada-Austauschs getroffen. Dabei klärten wir das Organisatorische und hielten Kurzpräsentationen über Kanada, um das Land besser kennenzulernen. Außerdem haben wir uns bekannt gemacht, denn es nahmen Schüler aus verschiedenen Klassen teil. Am besten fand ich deswegen die Kennenlernspiele. Dadurch haben wir uns schon vor der Reise angefreundet, in Kanada sind wir dann noch enger zusammengewachsen.

Mareike: Besonders wichtig war das Erstellen von Steckbriefen über uns selbst, mit Lieblingsessen, Hobbys und allem, was uns ausmacht. Die leiteten unsere Lehrer nach Kanada weiter und die Lehrkräfte dort suchten uns auf der Basis einen passenden Austauschpartner aus.

Was hat euch am Schulleben in Kanada überrascht?

Mareike: Das Coolste war, dass wir unsere Kurse selbst wählen konnten! Dort gibt es keine festen Klassen wie bei uns, sondern ein Kurssystem. Wir konnten jede Stunde wechseln, je nachdem, worauf wir Lust hatten. Da wir keine Noten bekamen, konnten wir einfach alles ausprobieren. Ich bin beim Nähen zum Beispiel völlig unbegabt, aber fand es cool, es einfach mal ohne Druck auszuprobieren.

Lilja: Die Kurse waren sehr kreativ: „Fitness and Health“, „First Nation Studies“ (deu.: Studien über die nordamerikanischen Ureinwohner), „Textiles und Dance“. Das war richtig abwechslungsreich, weil wir Sachen wählen konnten, die uns wirklich interessieren. 

Wie sah euer Alltag neben der Schule und in der Gastfamilie aus?

Mareike: Der Unterricht endete um 14:43 Uhr – eine seltsame Zeit – und danach ging es direkt los. Wir haben fast jeden Tag etwas unternommen! Meine Gastfamilie wollte mir so viel wie möglich zeigen und ich wollte alles erleben. Ich ging regelmäßig mit meiner Austauschpartnerin zum Chor, weil sie gerne singt. So war ich wirklich Teil ihres Alltags. Wir haben auch als Gruppe Sachen unternommen, aber die meiste Zeit verbrachte ich mit meiner Gastfamilie.

Lilja: Wir haben Lagerfeuer gemacht, Paintball ausprobiert, Minigolf gespielt, sind gewandert, Schlittschuh gelaufen und haben ein Eishockeyspiel angeschaut. Meine Gastfamilie zeigte mir außerdem viel von der Landschaft und erklärte, wo die Grenze zu den USA verläuft. Eine kleine Umstellung war das Essverhalten in meiner Gastfamilie. Niemand hat zusammen gegessen. Dieses gemeinsame Zusammensitzen und Essen am Tisch, wie ich es kenne, gab es in meiner Gastfamilie nicht.

„Nach ein paar Tagen fühlte ich mich wie zu Hause.“

Könntet ihr euch vorstellen, wieder in einer Gastfamilie zu leben?

Mareike: Auf jeden Fall! Ich habe mich mit meiner Austauschpartnerin und ihrer Familie super verstanden. Die ersten Tage waren ungewohnt: Man spricht ständig eine andere Sprache, bewegt sich in einem fremden Haus und fragt sich: „Was darf ich? Was soll ich tun?" Aber nach ein paar Tagen fühlte ich mich wie zu Hause. Am Ende war es wie eine zweite Familie. 

Habt ihr Momente erlebt, an die ihr euch besonders gerne zurückerinnert?

Mareike: Am dritten Tag regnete es  die ganze Zeit. Als es abends aufhörte, gingen wir zum Strand. Das war ein ganz besonderer Moment für mich.

Lilja: Stimmt, der Sonnenuntergang in Vancouver war unvergesslich! Wir standen am Strand und es war einfach friedlich. Ich war überwältigt. Alle schwiegen und es fühlte sich so harmonisch an. Dieses Gefühl lässt sich kaum in Worte fassen. 

Lilja: Es gab so viele schöne Momente. Das sieht man auch auf den Gruppenfotos, es strahlt einfach jeder! Die Reise hat uns so gutgetan. Wir vergaßen den Schulstress und lebten einfach im Moment. 

Wie war die Zeit, als eure Austauschpartner euch in Bayern besucht haben?

Lilja: Der Besuch hat mir die Augen geöffnet. Für mich ist Neuburg klein und unspektakulär, aber unsere Gastschüler waren von der Stadt begeistert.  Nach ihren Besuchen in Nürnberg und München sagte meine Austauschpartnerin: „Nürnberg war toll, aber Neuburg gefällt mir besser!" Sie war fasziniert vom Schloss und der Altstadt, weil sie so etwas nicht kannte.

Mareike: Es lagen nur wenige Tage zwischen dem Wiedersehen. Das war gut, weil wir uns nicht neu aneinander gewöhnen mussten. Für uns war es allerdings stressig, weil direkt danach die Klausurphase begann. Aber die Anwesenheit der Austauschschüler hat mir geholfen, gelassener zu bleiben. Es hat mir gezeigt, dass es okay ist, nicht perfekt zu sein und mal nicht die ganze Zeit zu lernen.

„Es ist überall anders und das ist großartig!“

Welche neuen Eigenschaften oder Eindrücke nehmt ihr aus eurem Kanada-Austausch mit?

Mareike: Früher dachte ich: Italien, Deutschland oder Kanada – es ist überall gleich. Der Austausch hat mich eines Besseren belehrt. Es ist überall anders und das ist großartig!

Lilja: Man lernt sich selbst besser kennen, wenn man länger weit weg ist. Ich habe gemerkt, was meine Stärken und Schwächen sind und wie gut ich allein zurechtkomme. Der Austausch hat mir neue Welten gezeigt und ein zweites Zuhause geschenkt.

Welche Tipps habt ihr für andere junge Menschen, die einen Schüleraustausch machen möchten?

Lilja: Genießt jede Minute, auch wenn mal etwas schiefläuft. Die ersten Tage sind anstrengend, aber das Gefühl, wenn der Austausch vorbei ist, lässt sich kaum beschreiben. Ich wünsche mir die Zeit oft zurück.

Mareike: Lasst euch auf alles ein und habt keine Angst. Es wird gut werden, auch wenn ihr nervös seid.

Könntet ihr euch vorstellen, noch mal einen Schüleraustausch zu machen?

Mareike: Auf jeden Fall! Diese drei Wochen waren unbeschreiblich. Es gab keinen Moment, in dem ich keine Lust mehr hatte oder nach Hause wollte. 

Lilja: Wir haben so viel gelacht! Das war eine der schönsten Zeiten in meinem Leben. 

Habt ihr noch Kontakt zu euren Austauschpartnern? Plant ihr ein Wiedersehen?

Mareike: Ja, wir schreiben jeden Tag. Das Wiedersehen haben wir auch schon geplant. Meine Gastfamilie will noch dieses Jahr nach Deutschland kommen. Meine Gastmutter hat früher auch einen Schüleraustausch gemacht und besucht ihre deutsche Gastfamilie regelmäßig. Jetzt kann sie das zusammen mit ihrer Tochter tun.