
Ein Schüleraustausch nach Mapanda in Tansania – damit hatte Andrija nicht gerechnet, als er sich für das P-Seminar 'Hilfe zur Selbsthilfe' anmeldete. Warum er die Chance zum Afrika-Austausch mit ENSA ergriff und was ihn in Tansania faszinierte und zugleich überforderte, erzählt er hier.
Du warst beim Schüleraustausch deines Gymnasiums in Tansania dabei. Wie kam es dazu?
In der 11. Klasse mussten wir ein P-Seminar wählen, ein Projektseminar zur beruflichen Orientierung. Ich entschied mich für das Seminar 'Hilfe zur Selbsthilfe', das meine Lehrerin Katharina Weikert in Kooperation mit der Kihansi Secondary School in Mapanda anbot. Ihre Eltern sind Vorsitzende eines Vereins für Entwicklungshilfe in Tansania. Die Mutter, Monika Weikert, begleitete die Reise.
Ziel des Seminars war es, mehr Abwechslung in die Ernährung tansanischer Schüler zu bringen. Bislang bauten sie nur Mais und Reis in ihrem Schulgarten an. In Kleingruppen recherchierten wir, welche nährstoffreichen Lebensmittel man noch anpflanzen könnte und legten ein Spiegelbeet in der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau an. Mapanda und die Region Würzburg sind sich klimatisch recht ähnlich, weswegen wir hier testen konnten, was gut wächst. Neu dazu kamen am Ende unter anderem Kartoffeln und Edamame.
Was hat dich motiviert, den Schüleraustausch mitzumachen?
Am Anfang des Seminars wusste niemand von uns, dass wir nach Tansania reisen würden. Doch in dem Schuljahr wurde das Projekt immer größer, da immer wieder neue Hürden auftauchten, die wir auch angingen. So halfen wir der tansanischen Schule zum Beispiel dabei, einen Internetanschluss für ihre drei Computer zu organisieren
Ich wurde immer neugieriger darauf zu sehen, wie das Projekt vor Ort aussieht und den betreuenden Lehrer und die mitarbeitenden Schüler kennenzulernen. Deswegen habe ich die Möglichkeit genutzt, mir das anzuschauen. Außerdem war ich vorher noch nie in Afrika.
Egal, wo wir hinkamen, wir wurden immer feierlich und herzlich begrüßt.
Was war dein Highlight während der Reise?
Die Gastfreundschaft, die war absolut überwältigend! Besonders gut erinnere ich mich an die Ankunft in Mapanda. Wir saßen schon seit Stunden im Bus. Wir waren viel später dran als geplant, es war schon dunkel geworden. Dann stiegen wir aus und 100 Leute standen um uns herum. Sie begrüßten uns freudig, sangen und nahmen uns jede Tasche ab. Wir hatten sehr viel Gepäck dabei, sie räumten alles auf. Wir hätten nur aussteigen und uns ins Haus setzen müssen. Damit waren wir komplett überfordert. Wir wussten nicht, was wir tun oder sagen sollten und fühlten uns unwohl, so umsorgt zu werden.
Ähnlich war es, als wir das erste Mal die Schule vor Ort besuchten. Bereits zwei Straßen vorher kam uns eine Gruppe von rund 150 Schülern singend, tanzend und mit Schildern mit unseren Namen darauf entgegen. Es ist unbeschreiblich, was man da fühlt. Egal, wo wir hinkamen, wir wurden immer feierlich und herzlich begrüßt.
Was hast du Skurriles erlebt?
Auf dem Weg durch Mapanda begleiteten uns immer Kinder, etwa auf dem Weg zur Kirche oder wenn wir eine Dreiviertelstunde zur Schule liefen. Einige waren erst vier oder fünf Jahre alt.
Wir waren die einzigen Weißen, deswegen fielen wir überall auf. Viele Menschen im Ort hatten vorher noch nie weiße Menschen gesehen. Daher kam es auch vor, dass Leute zu uns kamen und fragten, ob sie ein Foto mit uns machen können. Einfach nur, weil wir weiß sind. Das hat sich komisch angefühlt und mir wirklich zu denken gegeben.
Das Land war wesentlich vielfältiger, als ich es mir vorgestellt hatte.
Was hat dich noch in Tansania überrascht?
Das Land war wesentlich vielfältiger, als ich es mir vorgestellt hatte. Als wir in Dar es Salaam am Flughafen landeten, war alles noch relativ normal. Dann sind wir in unser erstes Hotel gefahren und ich merkte schon, dass es auf einmal keine vernünftigen Straßen mehr gab. Es gab in Tansania riesige Flächen, aber auch hohe Berge, wohlhabende Städte, aber ebenfalls eine große Mehrheit von Menschen, die mit dem absoluten Minimum lebt. Sansibar, wo wir am Ende der Reise waren, war wieder komplett anders. Dort gab es schöne Häuser und eine moderne Infrastruktur. Oft habe ich mich gefragt, wie ein Land so unfassbar unterschiedlich sein kann.
Was war die größte Herausforderung beim Schüleraustausch?
Die Kommunikation. Es gab vereinzelt Menschen, die Englisch konnten, aber das auf einem sehr niedrigen Niveau. Wir lernten auch nur die absoluten Basics in Suaheli. Die Sprachbarriere hat es schwer gemacht, in Kontakt zu unseren Austauschpartnern zu treten. Es gab einen Schüler, der gut Englisch sprach und Monika konnte uns im Notfall mit Suaheli helfen, aber es war definitiv schwierig – besonders, da wir uns nicht von Online-Übersetzungsdiensten helfen lassen konnten, da es kein Internet gab.
Was rätst du anderen, die so einen Austausch machen möchten?
Du solltest eine grundlegende Offenheit mitbringen, sonst wird es schwierig bis unmöglich. Es läuft nicht alles so, wie du es dir vorstellst. Du wirst viele Dinge erleben, mit denen du nicht rechnest. Darauf solltest du dich einstellen.
Außerdem benötigst du Ausdauer und Zeit, um alles zu verarbeiten. An den Tagen, an denen wir in Mapanda waren und die größten Kontraste zu unserem Alltag erlebten, mussten wir uns manchmal eine Stunde für uns selbst zum Nachdenken nehmen. Es war auch hilfreich, mit unserer Lehrerin und ihrer Mutter darüber zu sprechen.
Der Schüleraustausch war aber eine unglaubliche Erfahrung, die jeder, der die Möglichkeit hat, wahrnehmen sollte. Egal, ob Tansania oder ein anderes Land, die Erfahrungen sind es wert.
Der Schüleraustausch war eine unglaubliche Erfahrung, die jeder wahrnehmen sollte.
Bald steht der Gegenbesuch an. Worauf freust du dich am meisten?
Ich freue mich darauf, den Tansaniern unser Leben hier zeigen zu dürfen. Auch wenn ich mir vorstellen kann, dass sie das ähnlich überfordern wird, wie uns in Tansania. Ich möchte den Schülern zeigen, dass sie große Chancen in ihrem Leben haben und ihnen vermitteln, dass wir sie unterstützen, wenn sie das brauchen und möchten