
Die angehenden Kinderpflegerinnen Sarah, Maria, Vanessa und Vera (alle 16) vom Beruflichen Schulzentrum Kelheim wagten den Schritt ins Unbekannte: Ihr erster Schüleraustausch führte sie nach Finnland. Dort verglichen sie die Bildungssysteme beider Länder und stießen auf überraschende Unterschiede. Im Interview erzählen sie von ihren Eindrücken, die Lust auf weitere Auslandsabenteuer machen.
Was motivierte euch, am Schüleraustausch nach Finnland teilzunehmen?
Sarah: Mich interessiert vor allem, wie Pädagogik in anderen Ländern funktioniert. Finnland ist kein Nachbarland, also dachte ich, dass es dort vielleicht ganz andere Ansätze gibt – und das hat sich bestätigt. Außerdem wollte ich sehen, wie das Land aussieht.
Vanessa: Ich habe mich vor allem wegen Finnland beworben. Alleine wäre ich nie auf die Idee gekommen, dorthin zu reisen. Aber da es über die Schule lief und bekannte Leuten mitreisten, fand ich es spannend. Besonders interessierte mich, wie finnische Kindergärten und Schulen arbeiten.
Wie habt ihr euch auf euren ersten Auslandsaufenthalt vorbereitet?
Maria: Ehrlich gesagt, habe ich mich überraschen lassen. Ich wusste, dass dort Englisch gesprochen wird, und da wir die Sprache in der Schule lernen, fühlte ich mich gut vorbereitet. Über die Kindergärten und Schulen vor Ort habe ich mich nicht informiert. Ich habe mich einfach auf die neue Erfahrung eingelassen.
Vera: Ich habe im Vorfeld schon etwas Englisch geübt, weil ich Respekt davor hatte.
Wie habt ihr euch am Abreisetag gefühlt?
Sarah: Zuerst war ich entspannt. Doch im Flugzeug kam die Aufregung. Erst hier realisierte ich: Ich fliege jetzt wirklich weg. Vorher war alles nicht so greifbar. Es war aber eher Vorfreude als Nervosität.
Vanessa: Ich habe mich riesig gefreut. Der Schüleraustausch war mal etwas ganz anderes, weit weg von zu Hause.
„Die Finnen trauen ihren Kindern viel mehr Selbstständigkeit zu als wir.“
Welches Erlebnis bleibt euch als persönliches Highlight in Erinnerung?
Vanessa: Der Tag im Kindergarten. Wir haben mit finnischen Kindern gespielt. Sie verstanden uns zwar nicht, aber mit Mimik und Gestik konnten wir uns trotzdem gut verständigen. Die Kinder waren sehr neugierig und offen. Das war ein tolles Erlebnis.
Sarah: Mein Highlight war der Besuch einer Grundschule. Das Schul- und Notensystem ist komplett anders als bei uns. Die Kinder lernen schon in der ersten Klasse Englisch, in der dritten Schwedisch und in der siebten Deutsch. Das hat mich beeindruckt und ein bisschen geschockt. Das System ist viel anspruchsvoller als bei uns.
Welche fachlichen Erkenntnisse nehmt ihr mit?
Sarah: Die Finnen trauen ihren Kindern viel mehr Selbstständigkeit zu als wir. Beim Mittagessen, zum Beispiel, holen sich die Kinder selbst Gläser, Teller und Besteck. Diese Eigenverantwortung hat mich beeindruckt und ich möchte das in meine Arbeit einfließen lassen.
Veränderte sich euer Bild von Finnland?
Sarah: Ich dachte, alle Finnen seien blond und blauäugig, aber das stimmte nicht. Die Menschen sehen genauso vielfältig aus wie in Deutschland. Außerdem bestand Finnland in meinem Kopf nur aus Natur und Wäldern. Stattdessen erlebte ich lebendige Städte.
Vanessa: Einige Gebäude erinnerten mich an Regensburg oder Ingolstadt. Finnland wirkte vertrauter, als ich erwartet hatte.
„Es war unmöglich, die finnischen Straßennamen auszusprechen. Glücklicherweise rettete uns Google Maps.“
Welche Herausforderungen musstet ihr während des Austauschs meistern?
Maria: Am ersten Tag machten wir eine Stadtrallye. Wir sollten Helsinki alleine erkunden und mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Es war unmöglich, die finnischen Straßennamen auszusprechen. Glücklicherweise rettete uns Google Maps.
Sarah: Einmal haben wir Spiele für eine finnische Kinderpflegeschule vorbereitet. Es hieß, dass alle Schüler vor Ort gut Englisch sprechen, doch das stimmte nicht. Mehr als die Hälfte verstand uns kaum. Trotzdem blieben alle freundlich und offen. Irgendwie klappte die Verständigung am Ende.
Was ratet ihr anderen Schülern, die einen Austausch planen?
Maria: Ich kann es nur empfehlen. Solche Gelegenheiten sind selten und man lernt neue Menschen und Kulturen kennen.
Vera: Ein Schüleraustausch ist eine einmalige Chance. Mein Tipp: Schaut vorher in die Wetter-App und packt passende Kleidung ein!
Könntet ihr euch vorstellen, erneut ins Ausland zu gehen?
Vanessa: Sofort! Ich würde gerne ein Praktikum in einem anderen Land machen. Der Finnland-Austausch hat mir wichtige Orientierung für meine Zukunft gegeben.
Vera: Auf jeden Fall. Es wäre spannend, weitere Länder und ihre Kindergärten kennenzulernen.