„Ich konnte richtig tief ins tansanische Leben eintauchen“
Betty 27 Tansania
Studiert Musiklehramt, Jazzgesang und Bass

Betty war mit dem „Music Exchange Programm“ des Vereins Musicians for a better life drei Wochen lang in Bagamoyo in Tansania. Am Tasuba College of Arts unterrichte sie gemeinsam mit anderen Musikstudierenden aus München E-Bass sowie Musiktheorie und coachte Bands. Hier erzählt sie, was sie bei ihrem Austausch gelernt hat.

Was hat dich motiviert, mit nach Tansania zu reisen?

Ich war bereits zweimal in Afrika und finde den Kontinent und die Musik einfach superspannend. Auch ein Teil meiner Wurzeln liegt dort, mein Vater stammt aus Nigeria. Das erste Mal war ich zwei Wochen lang als Touristin auf Sansibar in Tansania. Anschließend habe ich in Ghana in einer Schule in einem Slum gearbeitet.

Anfang März 2020 war ich das erste Mal mit Musicians for a better life in Bagamoyo. Mit einheimischen Studierenden zu arbeiten, hat mir sehr gut gefallen. Deswegen wollte ich unbedingt nochmal hin und richtig tief ins tansanische Leben eintauchen.

Was meinst du damit?

Bei einem Austausch kann man ganz anders mit Einheimischen in Kontakt treten und sich mit ihnen austauschen als bei einer touristischen Reise. Wir waren in den drei Wochen zum Beispiel mehrmals bei Menschen aus Bagamoyo zu Hause und haben mit ihnen gekocht und gemeinsam Ausflüge gemacht. Diese Erfahrungen machen andere Reisende nicht.

Was hat dich bei deiner Reise am meisten überrascht?

Mich hat überrascht, wie viel sich in den letzten zwei Jahren zum Positiven gewandelt hat. 2020 hatte zum Beispiel kaum ein Studierender ein Smartphone. Jetzt hatten fast alle eins. Ich hatte den Eindruck, dass sie durch den Internetzugang plötzlich viel mehr Wissen hatten. Zudem fiel diesmal deutlich seltener der Strom aus.

Auch musikalisch waren die Studierenden viel weiter als damals. Es war cool zu sehen, wie sie sich seit 2020 entwickelt hatten und wie die Arbeit nachwirkt, die wir miteinander geleistet hatten.

Vor welchen Herausforderungen standst du während deiner Reise?

Ich hatte neun Schüler in meinem Unterricht und nur einen funktionierenden Bass. Den haben wir dann regelmäßig weitergegeben, damit ihn jeder zumindest zehn bis 15 Minuten in der Hand hatte. Zudem gab es Instrumente, an denen die Studierenden „trocken“ üben konnten. Das waren Bässe, die man nicht anschließen konnte oder bei denen eine Saite gefehlt hat.

Manchmal war auch die Kommunikation schwierig, weil in Tansania viele nicht gut Englisch sprechen. Das galt für die Workshops, aber auch wenn wir in Bagamoyo unterwegs waren. Es waren aber meistens einheimische Studierende dabei, die für uns übersetzen konnten. Mit der Zeit habe ich auch die wichtigsten Wörter gelernt, so dass ich zum Beispiel mein Essen im Imbiss problemlos bestellen konnte.

Was hast du – neben ein paar Brocken Swahili – bei deinem Auslandsaufenthalt noch gelernt?

Immer offen auf Leute zuzugehen. In Deutschland ist man meist sehr für sich und macht sein eigenes Ding. In Tansania wird man dagegen immerzu von allen Seiten angequatscht, die Menschen sind ständig im Austausch. Das finde ich sehr schön.

Hast du in den drei Wochen auch etwas vermisst?

Ja, Trinkwasser aus der Leitung und warmes Wasser aus der Dusche. Der Lebensstandard in Tansania ist schon wesentlich niedriger als bei uns. Dennoch wirken die Leute viel glücklicher als in Deutschland.

Was rätst du anderen jungen Menschen, die einen Austausch machen wollen?

Macht es einfach, es ist richtig cool! Ihr braucht keine Angst vor anderen Kulturen zu haben. Denn in jedem Land trifft man auf Menschen – und die sind meistens gar nicht so anders als wir.