„Das Gespräch mit dem Ex-Konsul über den Dächern von Jerusalem war mein Highlight“
Milot 24 Israel
Doktorand

Milot reiste im Frühsommer 2023 mit der Jugendorganisation „YouthBridge“ acht Tage durch Israel. Hier besuchten er und 14 weitere Jugendliche Haifa, Jerusalem und Tel Aviv. Die 16 bis 24-jährigen tauschten sich im Rahmen des Sonderprogramms „75 Jahre Staatsgründung Israel“ mit verschiedenen israelischen Gruppen aus. Hier erzählt Milot, welche Eindrücke ihm besonders im Gedächtnis geblieben sind.

Wie kam deine Reise nach Israel zustande?

Die Organisatorin von „YouthBridge“ hat mich gefragt, ob ich zur Jugendbegegnung nach Israel mitfliegen möchte. „YouthBridge“ ist eine Jugendorganisation, die ursprünglich aus Amerika kommt. Seit einigen Jahren gibt es sie auch in Deutschland. Sie bringt Jugendliche mit Migrationshintergrund aus verschiedensten Communities zusammen und bildet sie zu Multiplikatoren aus. Die Ausbildung dauert zwei Jahre, die Reise nach Israel war ein Teil davon.

Ich habe das Ausbildungsprogramm bereits 2020 abgeschlossen. Die Reise, die damals für unseren Jahrgang geplant war, konnte jedoch aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Daher bekamen auch ehemalige „YouthBridge“-Teilnehmende die Möglichkeit, mitzukommen. Ich habe mich schon im Abitur mit der Geschichte Israels beschäftigt und finde die gesamte Region sehr interessant. Deswegen wollte ich das Land gerne kennenlernen.

Was war das Highlight deiner Reise?

Mein Highlight war das Gespräch mit dem ehemaligen Konsul des Staates Israels für Süddeutschland Dr. Dan Shaham. Es fand auf den Dächern des Bazars mit Blick auf Jerusalem statt. Die Atmosphäre in der Stadt der Weltregionen war einmalig und der Austausch über das Thema 75 Jahre Staat Israel spannend. Wann hat man schon die Möglichkeit, mit einem hochrangigen Diplomaten Israels zu sprechen, der auch noch Bezug zu Deutschland hat, weil er hier gelebt und gearbeitet hat? Dr. Dan Shaham hat die Beziehung der beiden Länder sehr gut analysiert.

Mit wem habt ihr euch noch ausgetauscht?

Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir das Gespräch mit Nizar El-Khater, dem Projektleiter der „Foundation of the Jerusalem Symphony Orchestra“ (Stiftung des Jerusalemer Symphonieorchesters). Bei dem Musikprojekt spielen Jugendliche aus verschiedenen Religionen und Kulturen gemeinsam in einem Orchester. Es hat also einen ähnlichen Ansatz wie „YouthBridge“. Nizar sagte, die größte Hürde sei es, Jugendliche zu finden, die bereit sind, mitzumachen. Danach spielen kulturelle Unterschiede keine Rolle mehr. Alle im Orchester arbeiten harmonisch auf ein Ziel hin. Ich finde die Idee toll, Differenzen durch ein gemeinsames Interessensfeld wie die Musik zu überbrücken.

An der Universität in Tel Aviv haben wir mit internationalen Studierenden und Studenten aus Israel darüber gesprochen, wie sie das Leben im Land empfinden. Außerdem haben wir uns mit Jugendlichen ausgetauscht, die freiwillig in einer Ambulanzstation arbeiten. Und wir haben uns mit Mitgliedern der Tanzgruppe „Karmiel Flowers“ getroffen. 16 Jugendliche der Gruppe kamen anschließend zum Gegenbesuch nach Deutschland.

Was hat dich in Israel überrascht?

Mich hat die Region um Haifa überrascht. Hier leben jüdisch und arabisch-stämmige Menschen friedlich miteinander. Sie besuchen die Restaurants der jeweils anderen Kultur und feiern religiöse Feste gemeinsam. Das fand ich sehr schön. Dieses Zusammenleben wird in der Weltöffentlichkeit gar nicht wahrgenommen. Alle schauen immer nur auf die verschiedenen Stadtviertel in Jerusalem, die strikt voneinander getrennt sind und in denen die Leute nebeneinander leben. In Haifa habe ich das ganz anders empfunden.

Hat sich dein Blick auf das Land durch den Austausch geändert?

Ja, auf jeden Fall. Ich kann nur jedem empfehlen, Israel zu besuchen und sich selbst ein Bild von Land und Leuten zu machen, wenn er die Möglichkeit hat und es die Sicherheitslage zulässt. Ich habe nicht nur neue Einblicke bekommen und mehr über Israel gelernt. Ich habe auch positive Erinnerungen und Erfahrungen gesammelt, die mich persönlich bereichern.

Inwieweit beschäftigt dich die aktuelle Lage vor Ort?

Die aktuelle Situation in Israel beschäftigt mich sehr. Man hat einen anderen Blick, wenn man die Region selbst besucht hat und mit Leuten vor Ort gesprochen hat. Es gibt ja dieses Sprichwort: Es gibt keine einfachen Antworten auf schwierige Fragen. Ich glaube, das trifft in diesem Fall auch zu. In Deutschland haben viele Leute Sehnsucht danach, Probleme mit einfachen Antworten zu lösen, aber das geht in diesem Fall leider nicht. Ich hoffe, dass sich die Lage bald wieder bessert.