Durch persönliche Geschichten lernen
DACHAU/MÜNCHEN. Junge Menschen der Generation Z zeigen hohes Interesse an der Auseinandersetzung mit dem Holocaust und der NS-Zeit. Ob diese Auseinandersetzung stattfinden kann, ist oft eine Frage des Zugangs. Neben einem aktuellen Bezug sind Einblicke in konkrete Lebenswirklichkeiten und echte Beispiele ein vielversprechender Ansatz. Diese Idee greift die Ausstellung „Humans of the Holocaust“ des israelischen Künstlers Erez Kaganovitz auf. Seit Mittwoch (14.06.) präsentiert das Max Mannheimer Studienzentrum in Dachau in Zusammenarbeit mit der Stiftung Jugendaustausch Bayern die Ausstellung erstmals in Deutschland.
38 Geschichten über menschliche Stärke, den Überlebenswillen und die Hoffnung inmitten der Dunkelheit hat der Fotograf Erez Kaganovitz für die Ausstellung „Humans of the Holocaust“ eingefangen. Mit seinen Fotografien und begleitenden Texten erzählt er mit Sensibilität und Feingefühl von Holocaustüberlebenden sowie ihren Nachfahren und gibt einen tiefen Einblick in ihr Leben. Erez Kaganovitz sagt: „Die Ausstellung geht über das Konzept einer ‚klassischen Holocaust‘ -Ausstellung hinaus. Sie ermutigt die Besucherinnen und Besucher, sich mit den persönlichen Geschichten der Individuen auseinanderzusetzen.“ Die Ausstellung ziele insbesondere darauf ab, junge Menschen besser über den Holocaust zu informieren.
„Das Projekt ‚Humans of the Holocaust ‚ entstand, nachdem ich eine Studie der Jewish Claims Conference gelesen hatte. Daraus ging hervor, dass über zwei Drittel der Jugendlichen in den USA noch nie etwas von Auschwitz gehört hatten. Die Hälfte der Befragten konnte keinen einzigen Namen eines Konzentrationslagers oder Ghettos nennen. Diese Zahlen haben mich zutiefst erschreckt. Mir wurde klar, dass ich gegen diese Wissenslücken etwas unternehmen muss. Millennials und Jugendliche der Gen Z hegen große Neugierde für das Thema. Diese will ich mit der Ausstellung stillen. Daher versuche ich, Jugendliche über die Lehren des Holocaust zeitgemäß aufzuklären und zu informieren. Die gesammelten Portraits sind inspirierend, sehr persönlich und optimistisch. Sie werden auf unerwartete und bewegende Weise geschildert. Die Geschichten haben eine globale und universelle Botschaft. Man muss nicht jüdisch sein, um sich mit ihnen zu identifizieren“, erklärte Erez Kaganovitz bei der Ausstellungseröffnung.
Melanie Huml, Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales sowie Kuratoriumsvorsitzende des Stiftung Jugendaustausch Bayern betonte in ihrem Grußwort: „Unser Ziel ist es, junge Menschen über den Holocaust zu informieren und für Toleranz und Respekt zu sensibilisieren. Mit der Verbindung zwischen der Ausstellung und dem Jugendaustausch schlagen wir eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir ermutigen Jugendliche, sich aktiv gegen Antisemitismus, Rassismus und jegliche Formen von Intoleranz einzusetzen. Das gegenseitige Kennenlernen und die Erinnerungskultur stärkt das gegenseitige Verständnis. Bei meiner Israel-Reise Ende letzten Jahres habe ich betont: Aus der Shoa erwächst für uns die Verantwortung und Verpflichtung, die Erinnerung – gerade für die nachfolgenden Generationen – wach zu halten, damit dies nie wieder geschieht.“
Die Ausstellung „Humans of the Holocaust“ wird bis Anfang August im Max Mannheimer Haus in Dachau zu sehen sein und ist für jedermann zugänglich. Im Anschluss soll die Ausstellung in diesem und nächstem Jahr durch alle bayerischen Regierungsbezirke wandern. Dafür wählt die Stiftung Jugendaustausch Bayern unter anderem Mittel-, Real- und berufliche Schulen, Jugendbildungsstätten und weiteren öffentlichen Orten aus, die eine Verbindung zum Thema aufweisen.